...scheinen mittlerweile Usus in der Musikbranche zu werden. Man erinnere sich an den von uns allen geschätzten Bill von Tokio Hotel, der sich im letzten Jahr unters Messer legen musste. Nun muss ich lesen, dass Raab-Zögling Stefanie Heinzmann ihre komplette Tour verschiebt, aus ebenselbem Grund. Vielleicht sollten sich die zwei mal an KAT, die Frontfrau von Salome wenden... sie als menschliches Reibeisen kann ihnen sicherlich ein paar wertvolle Tipps mit auf den Weg geben. Sie kanns aber auch lassen... womit wir beim eigentlichen Thema wären:

Hässlich, extrem, abstoßend - das bekam ich zu hören, als ich das Debut-Album von Salome auflegte. Musik wird von den meisten Menschen idealisiert. Sie muss "schön" sein, melodisch und am besten leicht verdaubar. Wie man Musik durch diese implizite Norm unter emotionalen Gesichtspunkten begrenzt, zeigt dieses Album. Ja, es ist hässlich - richtig hässlich sogar! Genau das ist auch Sinn der Sache. Black Tides ist wohl einer der brutalsten Songs, die ich kenne. Verdammt nochmal, tiefer kann man Gitarren nicht stimmen, gnadenloser kann man Riffs nicht spielen und dann noch die Stimme von KAT: Growls der übelsten Sorte und Screams, die Gänsehaut bereiten, alles von ner 1,60m kleinen, zierlichen Frau.
Salome räumen gehörig auf mit all den Ansprüchen, die bewusst oder unbewusst an Musik gestellt werden. Sie wenden sich den dunklen Auswüchsen menschlicher Emotionen zu - und zwar den richtig dunklen. Dort, wo kein Lichtstrahl hinfällt, scheinen sie sich erst richtig wohl zu fühlen. Langsam und schwerfällig wälzen sich die Riffs dahin, massive Klangwände, die alles niederwalzen, was sich ihnen in den Weg stellt - und nebenbei auch eure Basslautsprecher zerfetzen, wenn ihr nicht aufpasst.
Sicherlich, das ist absolute Stimmungsmusik, nichts für die tägliche Autofahrt zur Arbeit oder die musikalische Untermalung der Jogging-Tour, aber gerade jetzt, wo es draußen wieder regnerisch, dunkel und kalt wird, lohnt es, sich einmal Zeit zu nehmen und abzutauchen in die emotionalen Abgründe, die wir sonst so gerne verdrängen. Es könnte keinen besseren Katalysator dafür geben, als dieses Album...
Zum Probehören findet ihr das Album z.B. im Sludgeswamp. Sonst kaufen, auf Vinyl natürlich!

findi guet!
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